Zwischen Tradition und Moderne

Da mein grauer Schulalltag an der Sprachschule nicht gerade das spannendste ist, widme ich diesen Beitrag nun also meinen umso spannenderen Wochenenden, die ich bisher hier erleben durfte!

1./2. September
Morgens wurde ich von Reina der Tochter eines Arbeitskollegen meiner Gastmutter und ihrer Freundin am Bahnhof abgeholt. Die beiden sind echt super lieb und wir haben, so gut es eben mit meinem bescheidenen Japanisch geht, über Sport, Filme und Musik geredet. So verging die Zwanzig Minuten lange Fahrt nach Kamakura wie im Flug. Angekommen machten wir uns im Touristenbüro erstmal schlau was es alles so zu sehen gibt. Mit Karte und Vorfreude bewaffnet stiefelten wir zu Fuss los, denn der Bus war verhältnismässig teuer. Als erstes machten wir uns auf den Weg zum Tsurugaoka Hachiman-gu (鶴岡八幡宮), der bedeutendste und auch der meistbesuchte Shinto Schrein Kamakuras. Auf dem Weg dahin liefen wir durch die Komachi Strasse – die beliebteste Einkaufsstrasse der Stadt. Der Ghibli-Studio Shop und die ganzen Leute in Yukatas liessen mein Herz höher schlagen. Was für eine schöne Stadt! Nachdem wir den Schrein ausgiebig erkundet hatten und ich mit den Regeln etwas vertrauter wurde (Jetzt hier alle Benimmregeln für Tempel und Schreins aufzuzählen wäre viel zu lange, dazu werde ich wahrscheinlich einen extra Blogpost machen), knurrten unsere Magen und wir kauften uns in der Stadt eine überteuerte Kugel Honigeis. Dazu gab’s einen kostenlosen Riegel. Übrigens bekommt man mit der App „LINE“ hier viele Rabatte, das ist echt praktisch! Da es zu Fuss nun wirklich zu weit war, gaben wir schweren Herzens Geld für die teuren Bustickets aus und fuhren zum Hase-dera Tempel, der grösste buddhistische Tempel in Kamakura! Das Tempelareal war ziemlich gross und es gab viele Treppen. Ganz oben hatte man eine schöne Aussicht über die Bucht Kamakuras. Nach etwas bummeln sind wir dann zum Kotoku-in, einem anderen buddhistischen Tempel spaziert, wo man den grossen Buddha (大仏) finden kann. Das war wirklich beeindruckend, man konnte sogar reingehen, auch wenn die Luft da drinnen etwas muffig war und der Platz beschränkt. Die Skulptur wiegt über 120 Tonnen und ist 13.35m hoch!

Zum Abschluss besuchten wir noch den Zeniarai-Bezaiten-Ugafuku-Schrein (銭洗弁財天宇賀福神社). Man sagt, das Geld welches man dort wäscht soll sich vervielfachen! Legale Geldwäsche. Auf dem Weg dorthin haben wir noch die ländliche Gegend Kamakuras gesehen, die Atmosphäre dort war echt wunderschön! Kaum Menschen, nur das zirpen der Zikaden und schönes Wetter.
Ein toller Tag! Kamakura habe ich auf alle Fälle nicht zum letzen Mal besucht.

8./9. September
Am Samstag kamen Ko-chan und Kura-chan zu besuch. Das sind die Enkelkinder meiner Gasteltern, die sind echt knuffig! Die beiden sind 2 und 4 Jahre alt, und genau so wie man sich Jungs in diesem Alter vorstellt. Wir sind gemeinsam in das Mitsubishi Science Museum gegangen, das war echt interessant. Mir hatte es die Abteilung mit den Raketen ja besonders angetan. 🙂 Die beiden Racker interessieren sich aber vor allem für Züge, und so kam es das wir 30 Minuten warteten um einmal das Fahrerlebnis des Grossen Zugsimulators zu spüren. Wahnsinnig vom Hocker gehauen hat mich das ehrlich gesagt nicht, da wäre ich lieber in den Flugzeugsimulator, allerdings wäre die Wartezeit dort doppelt so lange gewesen. Mein Gastvater erklärte mir, dass einige schon vor Öffnung des Museums vor dem Eingang stehen, nur um der Erste zu sein, der sich Heute als Pilot versucht… Zu meinem Glück war in dem Museum fast alles zweisprachig, so musste ich meine Englischkenntnisse etwas herausfordern. Abends gab es dann ein wunderschönes Feuerwerk, welches wir vom Fenster des Appartements betrachten konnten! Das war mein erstes Hanabi (das japanische Wort für Feuerwerk, wortwörtlich „Feuerblume“) hier in Japan und das hat meine Erwartungen echt übertroffen! Das war ein richtiges Spektakel. Um ehrlich zu sein, weiss ich nichtmal zu welchem Anlass, meines Wissens nach war es ein Parkfest.
Am Tag darauf ging es nach Harajuku! Zu meiner Überraschung sind es nur knapp 30 Minuten von Yokohama nach Tokio mit dem Zug. Wir haben noch einen kurzen Abstecher zur berühmten Shibuya Kreuzung und der Statue von Hachiko gemacht. Überall waren so viele Leute, das habe ich vorher noch nie so erlebt. Nach Harajuku nahmen wir dann die Metro. Angekommen latschten wir erstmal über die teure Luxus-Strasse, vorbei an Louis Vuitton und Chanel. Was mir sofort auffiel, ohne Ausnahme jeder hier hatte ein schönes Outfit an! Die Mode Harajukus ist nicht umsonst so berühmt. Auf der Takeshita Strasse gab es unzählig viele tolle Shops mit günstiger Kleidung, viele interessante Menschen und leckeren Snacks. Es gab sogar Kamerateams dort, und ich habe eine wohl berühmte Idolgruppe getroffen, dessen Namen ich leider nicht kenne.  Die 350m lange Strasse ist nichts für Klaustrophoben, denn hier tummeln sich ganz schön viele Menschen auf engem Raum. Danach ging es bei prallender Sonne zu dem berühmten Meiji Schrein (明治神宮), wo wir dann erstmal zu Mittag gegessen haben. Es gab sogar vegetarische Sandwiches, ich war echt überrascht. Wir hatten das Glück und konnten eine traditionelle Japanische Hochzeit beobachten, das war echt faszinierend. Das Gelände des Schreins ist riesig und von einem Wald umgeben. Nach Erkunden des Areal und Vollzug der Rituale besichtigten wir noch eine Kalligraphie Ausstellung. Das hat mich dazu inspiriert, an meiner Schule dann auch Kalligraphie zu wählen, momentan besuche ich ja noch die Sprachschule. Nach stundenlangem Rumgelatsche taten uns die Füsse weh, also machten wir uns auf dem Heimweg. Angekommen liefen gerade die Sumo Meisterschaften im Fernsehr, das ist echt interessant, jedoch bezweifle ich, dass ich jemals noch eine Karriere als Sumoringer einschlage… 😉 Später durfte ich dann den Yukata (Kimono aus dünnerem Stoff) meiner Gastmutter tragen, das war so schön. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen! Abends haben wir dann noch zum krönenden Abschluss vietnamesisch gegessen – super lecker!
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in mein japanisches Leben geben! 

Bis bald,
Sophia

11 Gedanken zu „Zwischen Tradition und Moderne

  1. Hallo mein Schatz

    Da hast Du ja super spannenende Wochenenden! Ich freue mich so für Dich 🙂

    Das ist echt toll, so habe ich einen guten Einblick in Dein Leben dort!

    Ich umarme Dich
    Mama

  2. Liebs Söffeli
    Es isch es Vergnüege, din Blog z lese und wies schiint ischs so richtig spassig bi der!
    Ich wünsch dir no ganz vill tolli Wochenend-Trips und gnüss dini schöni Ussicht usem Esszimmer 🙂
    Liebi Grüessli
    Ploy

    1. halli hallo ploy! freut mich dasses dir gfalle het 🙂 jaa es ish echt super grad, ich hoffe au bi dir ish alles in butter! freu mich sho uf en neue biitrag vo dir hehe, und danke vell mal 😀
      lg und guet nacht, söffel

  3. Hallo Sophia,
    ich finde es toll, dass Du eine so schöne Zeit hast. Dein blog ist sehr interessant zu lesen – eine prima Sache…

    Wir vermissen dich zwar, aber freuen uns für dich das Du es so gut getroffen hast.

    dad
    Papa

  4. Hallo Sophia,
    irgendwie ist mein Kommentar von gestern im Daten Nirvana verschwunden.

    Dein Blog ist toll – prima das Du so eine intensive Zeit hast. Hier in der Schweiz geht alles seinen geregelten Lauf – Im Westen nichts neues.

    dad
    Papa

    PS: Irgendwann nach Deiner Rückkehr müssen wir uns überlegen wie man den Blog archivieren kann – ist ja schon eine tolle dran Erinnerung…

    1. hi Papa, ich glaube der Kommentar hatte doch noch zu mir gefunden! Vielen Dank, ich bin wirklich glücklich hier! Aber natürlich vermisse ich euch auch <3 Kann der Blog nicht bestehen bleiben?
      sophia

      1. Hi Sophia, klar kann der Blog vorerst bestehen bleiben. Es geht mir eher darum, dass mit jeder Software Änderung die Wahrscheinlichkeit steigt dass Du kompatiblitätsprobleme kriegen wirst. Also nicht jetzt oder in den nächsten 5 Jahren. Wäre aber Schade wenn das irgendwann nicht mehr lesbar wäre…

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