Über meine drei monatigen Ferien

Wie ihr vielleicht wisst, fing meine eigentliche japanische Schule erst letzte Woche Donnerstag an, das heisst dass ich theoretisch drei Monate Ferien hatte. Theoretisch. Denn meine Organisation offerierte mir einen vierwöchigen Aufenthalt an einer privaten Sprachschule. In diesem Beitrag möchte ich euch ein bisschen erzählen, was ich in der Zeit so getrieben habe, bevor der richtige Schulalltag anfing.

Mein Tag sah in etwa so aus:
Obwohl meine Schule erst um 13:10 anfing, bin ich immer um 7:00 aufgestanden um dann um 7:30 mit meinen Gasteltern gemeinsam zu Frühstücken. Es gab auch ein paar klägliche Versuche, Frühsport zu betreiben und 30 Minuten Joggen zu gehen, doch das habe ich ganz schnell wieder aufgegeben. Mein Frühstück besteht meistens aus dickem Toast (ich weigere mich dies „Brot“ zu nennen), Marmelade, schwarzem Kaffee und Obst. Letzteres ist hier übrigens viel teurer als in der Schweiz, aber auch viel grösser. Ohne Witz, letztens wurde sogar ein älterer Mann in Fukuoka verhaftet, da er eine einzelne Traube (im Wert von 55 Yen) = 40Rp.) klaute und obendrauf auch noch die Traube schälte und die Überreste einfach auf den Boden warf… Gut ist die Polizei eingeschritten, jetzt sind Japans Strassen wieder frei von bösen Traubendieben.

Danach habe ich entweder gelernt, war in der Stadt oder schaute Fern. (Letzteres ist eine super Möglichkeit, sein Hörverständnis zu trainieren! Die meisten Serien haben sogar japanische Untertitel) Ab und zu habe ich mich auch mit Freunden aus der Sprachschule zum Mittagessen verabredet. Das war immer ganz witzig, da der Altersunterschied bei knapp 7-15 Jahren lag, aber wir waren alle auf einer Wellenlänge. Die Kommunikation war etwas schwierig, vor allem wenn es darum ging, sich zu treffen, denn die hatten’s alle nicht so mit pünktlich sein, oder es gab sprachlische Missverständnisse. So kam es dass ich manchmal eine gute halbe Stunde warten musste, aber ich hab mir in der Zeit dann einfach die Umgebung etwas genauer angeguckt, also halb so wild!
Mit dem Zug (ich darf hier leider kein Fahrrad fahren – zu „gefährlich“) waren es knapp 5 Minuten, aber von Tür zu Tür war ich knapp 30 Minuten unterwegs.

Der Unterricht war in drei Einheiten aufgeteilt, mit jeweils 5 Minuten Pause dazwischen. Als Lehrmittel benutzten wir die Bücher von „Minna no Nihongo“, welche mir von meiner Organisation bezahlt wurden, dafür bin ich echt dankbar, denn die Lehrbücher wären sonst echt teuer gewesen. Der Unterricht war komplett auf Japanisch, da kaum jemand Englisch konnte und man so auch am besten lernt. Die anderen Schüler kamen aus China, Taiwan, Malyasia, Thailand und Srilanka. An der ganzen Schule (knapp 700 Leute) gab es genau drei „Nicht-Asiaten“: Ein Franzose, eine Spanierin und mich. Aber ich habe mich mit allen (wenn auch nur oberflächlich) gut verstanden! Ich habe jetzt Freunde aus ganz Asien – das ist schon cool, nicht war? Einige davon planen sogar eine Europareise und wollen auch in die Schweiz kommen! Ich muss gestehen, dass ich mir die Namen kaum merken konnte, da sie einfach alle so fremd waren. Es war echt interessant diese Leute kennenzulernen, ein paar möchte ich nachher gerne noch vorstellen. Auf jeden Fall hatte ich nach der Schule noch eine Stunde Kanji-Kurs, also diese komplizierten Chinesischen Zeichen. Jeden Tag gab es kurze Tests und ich habe in dieser Zeit sehr viel Japanisch gelernt.
Nach der Schule ging ich manchmal noch mit Klassenkameraden in die Stadt, oder nach Hause um dort Hausaufgaben zu machen oder mich mit meinen Gasteltern über das tägliche Leben zu unterhalten.

Auf den Bildern oben seht ihr meine Klassenkameraden (alle waren übrigens einverstanden damit, dass ich die Bilder hier veröffentliche), die nähere Umgebung und einen meiner Lehrer. Jeden Wochentag hatten wir bei einem anderen Lehrer Unterricht.

Einige meiner Mitschüler und Lehrer:
Pimchanok aus Thailand, eine ältere Frau welche sich sehr für die alte Kultur Japans interessiert, ich hatte mit ihr zusammen Kanjikurs. Die Kommunikation war etwas schwierig, da sie zwischen durch immer wieder Thai geredet hat. 😀 Zusammen haben wir uns über die komplizierte Kanjis beschwert und manchmal nach der Schule Japanische Süssigkeiten verschnabuliert. Sie hat mir ein wunderschönes Armband aus irgendeinem Edelstein geschenkt (ich glaube Tigerstein), sie meinte sie hat in Thailand keinen dem sie das vererben könnte, da sie nur Söhne in der Familie hat.. Das war echt süss!
Ro aus Taiwan, gleich Alt wie ich und ist mit ihrer ganzen Familie für ein Jahr nach Japan gereist, um dort gemeinsam zu wohnen und die Sprache zu lernen! Sie hat 3 ältere Brüder, und wir waren alle gemeinsam in einem Katzencafé und anschliessend auf dem höchsten Turm Yokohamas, der „Landmark Tower“. Ro ist total vernarrt in Katzen und ihr liebstens Getränk ist Milch. Wir hatten echt eine schöne gemeinsame Zeit.
Shen aus China, mein Kanjilehrer der in Japan bei der Sprachschule eine Ausbildung macht. Er hat mir auch etwas Chinesisch beigebracht und mir einmal eine japanische Birne geschenkt. Er meinte, da er nun schon recht lange in Japan ist, fängt er an, Chinesisch zu verlernen.
Yuwi aus Malaysia, war auch meine Kanjilehrerin. Zusammen haben wir Chinatown erkundet und herausgefunden, dass wir den gleichen Musikgeschmack haben. Sie kann fliessend Englisch und Japanisch, wir haben uns meistens auf Japanisch unterhalten. Sogar ein bisschen auf Chinesisch, als sie ihre Freundin „Kiki“ vorstellte, die aus China kommt. 
Nicha aus Thailand, mit ihr zusammen war ich einige Male essen. Sie ist auch Vegetarierin (was für Thailänder ziemlich untypisch ist, wie sie meinte), und hat einen Freund in Südkorea, mit dem sie sich auf Koreanisch unterhält.
Chuu aus China, arbeitet bei einer Bank und möchte unbedingt in die Schweiz reisen um dort ganz viel Geld zu machen.

Events an der Schule:
Meine Sprachschule hat ziemlich viele Events organisiert, wie zum Beispiel einen Speech Contest, oder einen Mangaworkshop. Ausserdem gab es jeden Freitagnachmittag noch eine extra Stunde Grammatik, für die die wollten. Unten auf den Bildern seht ihr ein paar Auszüge aus gemeinsamen Aktivitäten mit meinen Klassenkameraden. 🙂

 

Mich würde es sehr interessieren ob ihr einen spezifischen Wunsch für einen Blogpost habt? Ich hatte vor einfach über die Schule im allgemeinen zu schreiben, und die momentane Lage mit meiner Gastfamilie, doch falls ihr noch eine Idee habt, teilt mir die gerne mit!
Bis bald,

Sophia

6 Gedanken zu „Über meine drei monatigen Ferien

  1. Hallo mein Schatz 🙂

    Es ist immer wieder eine Freude, Deine Texte zu lesen!! Schön, dass Du eine gute Zeit hast (auch wenn es sicher nicht immer leicht ist…).

    Kuss
    Mama

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